Freitag, 19. Juli 2013

[Celine rezensiert...] Naokos Lächeln

Infos zum Buch:
Fortsetzung: keine
Sprache: deutsch
Verlag: btb (Februar 2003)
Seitenzahl: 416
Altersempfehlung: ab 15 Jahren

Zitat:
"Aber es schadet nichts seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Viel bedrohlicher ist es, wenn man das nicht kann. Dann stauen sich die Gefühle allmählich, verhärten sich und sterben ab. Und damit fangen die großen Probleme an."

"Briefe sind nur Papier. Auch wenn man sie verbrennt, bleibt das im Herzen zurück, was bleiben soll. Und hebt man sie auf, vergeht das, was vergehen soll."

Inhalt:
Tokio in den späten 60er Jahren: Während sich auf der ganzen Welt die Studenten versammeln, um das Establishment zu stürzen, gerät auch das private Leben von Toru Watanabe in Aufruhr. Mit seiner ersten Liebe Naoko verbindet ihn eine innige Seelenverwandtschaft, doch ihre Beziehung ist belastet durch den tragischen Selbstmord ihres gemeinsamen Freundes Kizuki. Als die temperamentvolle Midori in sein Leben tritt, die all das ist, was Naoko nicht sein kann, muss Watanabe sich zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden…

Meinung:
Die langen Kapitel und wenigen Absätze haben mir das Lesen ziemlich schwer gemacht. Ich hatte auch oft keine Lust zum Lesen, da ich gerne die Kapitel beende, aber keine vierzig oder fünfzig Seiten lesen wollte.
Toru ist mir das ganze Buch über ein wenig fremd geblieben, da man nicht gerade oft erfährt, was er denkt. Ich hätte mir weniger Ortsbeschreibungen und dafür einen etwas intensiveren Einblich in seinen Kopf gewünscht. Seine gewählte Sprechweise war erstmal ziemlich gewöhnungsbedürftig vorallem, weil sie so im Kontrast zu Midori's ungezwungener Sprechweise steht. Auch Toru's Familie hätte ich gerne etwas näher kennengelernt.
Midori war mir sehr sympathisch, da sie nicht das typische Mädchen ist und brachte mich mit ihrer witzigen teilweise auch perversen Art immer wieder zum Lachen, was eine schöne Abwechslung war, da das Buch oft sehr ernst war. Mit diesem Humor hat sie mich an eine alte Freundin von mir erinnert. Ich habe sie von allen Charakteren am liebsten gemocht. Mit ihr konnte ich sehr gut mitfühlen, besonders dann wenn Toru sich ihr gegenüber nicht besonders nett verhalten hat. 
Naoko fand ich leicht sonderbar, da sie zum Beispiel beim gemeinsamen Spaziergang mit Toru immer vorneweg gelaufen ist und er ihr durch halb Tokio hinterherdackeln musste.
Während des Lesens habe ich mich immer wieder gefragt, warum es in dieser Geschichte so viele Selbstmorde gibt. War das früher so üblich?
Das Buch war eine ziemliche Überraschung, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass so viel und offen über Sex geredet und dieser auch ziemlich oft praktiziert wird.
Das Ende hat mich sprachlos gemacht. Ich hätte nicht gedacht, dass Toru so etwas machen würde. Nachdem ich das Buch beendet hatte, dachte ich nur "Hä? Was soll das denn bitte?", denn der letzte Satz war echt komisch.
Alles in allem hat mir das Buch ganz gut gefallen und ich werde mich mal nach weiteren Büchern von Herrn Murakami umsehen.

Bewertung:
Schreibstil: ♥♥♥♥ 4/5
Charaktere: ♥♥♥♥ 4/5
Humor: ♥♥♥ 3,5/5
Spannung: ♥♥♥ 3/5
Emotionale Tiefe: ♥♥♥ 3,5/5


♥♥♥

2 Kommentare:

  1. Ich lese auch immer gerne von Kapitel zu Kapitel, aber bei dem Buch hatte ich glaub ich einfach aufgehört wenn ich zu müde war oder sonstiges...

    Das mit der Sprachweise, also da bin ich echt am überlegen ob es vielleicht an der deutschen Übersetzung liegt. Ich habe damals die englische Übersetzung gelesen und da hatte Toru gar nicht so eine steife unnahbare Weise sich auszudrücken, sondern eher ganz normal das es z.B. auch gut zu Midori passte (die beiden sind für mich sowieso ein tolles Paar). Midori's ist aber wie du schon sagst viel lockerer und ungezwungener drauf, sie "lebt" quasi richtig würd ich sagen.

    Ich glaube Naoko sollte auch so sonderbar rüberkommen, sie war ja geistig eh ein wenig...verwirrt, bzw. nervlich angeschlagen, ich bin auch schwer an sie rangekommen als Charakter - aber dachte mir, das soll sicher so sein.

    Die Vielzahl der Selbstmorde war leider nicht nur früher viel Thema auch heutzutage ist es in Japan immer noch groß thematisiert: in Büchern, in der Gesellschaft (also wird nicht drüber gesprochen aber es kommt oft vor) und in Dramaserien z.B. In Japan möchte man ja immer "nicht das Gesicht verlieren" und viele sehen oft (auch in jungen Jahren) den Suizid als Ausweg.

    Die offene Umgangsweise mit Sex ist glaub ich üblich für Murakami. In der Gesellschaft wird jetzt öffentlich nicht sooo viel drüber gesprochen, und deshalb kommt es dann in Büchern ganz unverblümt zur Sprache (hat mich auch überrascht muss ich sagen, als ich damals anfing zu lesen). Ich lese ja grade 1Q84 von Murakami und da geht es in fast jedem Kapitel auch um das Thema oder Praktiken oder Geschlechtsorgane an sich. Werd ich in meiner Video Rezi sicher was zu sagen wenn ich mal irgendwann fertig bin (bin ja schon beim 3. Buch yay)

    Auch das man am ende "Hä" denkt ist glaub ich für Murakami's Stil üblich. Das Buch "Schlaf" das ich gelesen habe von ihm, hat mir ja eigentlich sehr gefallen (wie ich in der Video Rezi sage) aber am Ende hatte ich auch sone Reaktion und da war es sehr krass, sodass es mir das ganze Buch ein wenig...naja..niedergedrückt hat.

    so mensch, sorry! Das war jetzt so ein langer Kommentar, aber ich fand es seeeehhrr interessant was du zu sagen hattest!!!

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    1. Danke für deinen lieben Kommentar. Sooo lang war er doch gar nicht ;)
      Stimmt, jetzt wo du es mit den Selbstmorden - besonders in Japan - nochmal ansprichst, ist mir wieder eingefallen, dass ich mal eine kurze japanische Dramaserie geguckt habe. Dort haben sich auch mehrere Jugendliche umgebracht. Schade, dass es dort so verstärkt auftritt und viele keinen Ausweg wissen.
      Ich freue mich schon auf deine Rezi zu IQ8A :)

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